Ossip Mandelstam – „Als riefe man mich bei meinem Namen“

Ossip Mandelstam - Als riefe man mich bei meinem Namen

Ralph Dutli
Ossip Mandelstam – „Als riefe man mich bei meinem Namen“
Dialog mit Frankreich.

Ein Essay über Dichtung und Kultur.

Ammann Verlag, Zürich 1985

Taschenbuchausgabe:
Fischer Taschenbuch, Frankfurt am Main 1990

Mandelstam als „großer Europäer“

Das Buch erkundet Mandelstams Kultur-Poetik, eine Poetik der Anverwandlung des Fremden, und zeigt seine Dialoge mit französischen Dichtern vom Mittelalter bis ins 20. Jahrhundert auf: vom Rolandslied (11. Jh.) über François Villon, Racine, André Chénier, Auguste Barbier bis zu Paul Verlaine und Jules Romains.

Doch die französische Kultur steht hier nur als „Pars pro toto“ der Kultur Europas. Ein Schlußwort verknüpft Mandelstams „Sehnsucht nach Weltkultur“ mit dem Goetheschen Konzept der Weltliteratur, skizziert Mandelstams Prinzip der Reise und stellt den russisch-jüdischen Dichter als „großen Europäer“ dar – ein Thema, das Ralph Dutli 1995 in den Essays seines Buches Europas zarte Hände weiterverfolgte und vertiefte.

INHALTSVERZEICHNIS

EINFÜHRUNG
POETIK UND KULTUR

  • Europäische Kultur und das Prinzip der Anverwandlung
  • Fremdsprache – Muttersprache
  • Gesprächspartner über Raum und Zeit hinweg

DIALOG MIT FRANKREICH
Französische Gouvernanten, ein erstes Frankreichbild
Der Dichter als Proteusgestalt (Paul Verlaine)

  • Paris 1907–1908
  • Russische „Romances sans paroles“
  • Über die Kinderei des Dichters
  • Verlaines Verwandlungen
  • „Fröhliches Elend“ – Verlaine als Figur einer Legende
  • Und Baudelaire, Rimbaud, Mallarmé?

Faszination des Klassischen und modernes Bewuβtsein der Gebrochenheit (Jean Racine)

  • Ein Weg zum Klassizismus
  • „Ich kam zu spät zur Festlichkeit Racines“
  • Die Metapher der Schuld: Phädra als schwarze Sonne
  • „Als schwarze Kerze brennen“ – das Spätwerk und die Tragödie
  • Molières Monsieur Jourdain (ein Nachtrag zur Komödie)

Modell einer Dichtkunst der Synthese und des „literarische Zorns“ (André Chénier)

  • Eine „geniale Lektüre“ Puschkins
  • Der Zusammenschluβ von Geist und Furie
  • Hellenismus und Dichtkunst der Synthese
  • Gespräch zu dritt
  • Ein Modell des literarischen Zorns

Eine Revolution und ihre Erträge (Auguste Barbier)

  • Das Jahr 1923
  • „Dies ist die Macht“
  • Die Sprache des Pflastersteins

Die Suche nach einer Prosapoetik (Mandelstam und die französischen Romanciers des „buddhistischen“ 19. Jahrhunderts)

  • Kunst der Assoziation
  • Die Sprengung des literarischen Genres
  • Prosa als Reflexion über Prosa
  • Der Roman des „buddhistischen“ 19. Jahrhunderts

Unanimismus – ein Ausweg? (Jules Romain)

  • Die Aufhebung der Sezier-Perspektive
  • „Ich vergaβ das unnötige Ich“
  • Duhamels „Ode an einige Menschen“

Lebenslange Freundschaft (François Villon, das französische Mittelalter)

  • Die Gefängnispoesie des Vagabunden Villon
  • François Villon – der erste Akmeist
  • Gotische Kathedrale, bezwungener Raum (Mandelstams „Dämon der Architektur“)
  • „Und nur ein Gleichrangiger wird mich töten“ (Mandelstam und das altfranzösische Epos)
  • Blutsfreund und Verbündeter in der Terrorzeit

Letzte Gespräche

  • „Als riefe man mich bei meinem Namen“ (Mandelstam und die Maler des Impressionismus)
  • Abschied von Frankreich

Ein Schlusswort

ANMERKUNGEN

LITERATURVERZEICHNIS

I. Texte Ossip Mandelstams
II. Literatur über Mandelstam
III. Varia

POSTSCRIPTUM

  • Ossip Mandelstam: François Villon (1910/1913)

NAMENREGISTER