Die Geschichte einer Widmung
(► Marina Zwetajewa – Übersicht)
Die Geschichte einer Widmung
Gedichte und Prosa (mit Abbildungen)
Aus dem Russischen übertragen, herausgegeben und mit einem Nachwort-Essay versehen von Ralph Dutli.
Ammann Verlag, Zürich 1994
(z.Z. vergriffen)
Textprobe
„Keiner hat es je…“ (russisch/deutsch)
Textprobe
‚Nach Hauuuse!’
Hier muß ich beifügen, daß Mandelstam von überall – sei’s vom Friedhof, vom Spaziergang, vom Jahrmarkt – immer nach Hause wollte. Und immer eher als der andere (ich). Und von zu Hause – unabänderlich – immer fort. Ich glaube, Humor beiseite, daß er, wenn er nicht schrieb (und nicht schrieb er – immer, das heißt: einmal in drei Monaten ein Gedicht) – sich schwertat. Mandelstam konnte ohne Gedichte auf dieser Welt nicht dasitzen, nicht gehen – nicht leben.“
Marina Zwetajewa
Paris, 1931
**Никто ничего не отнял!
Мне сладостно, что мы врозь.
Целую Вас – через сотни
Разъединяющих верст.
Я знаю, наш дар – неравен,
Мой голос впервые – тих.
Что Вам, молодой Державин,
Мой невоспитанный стих!
На страшный полет крещу Вас:
Лети, молодой орел!
Ты солнце стерпел, не щурясь, –
Юный ли взгляд мой тяжел?
Нежней и бесповоротней
Никто не глядел Вам вслед ...
Целую Вас – через сотни
Разъединяющих лет.
**KEINER HAT ES JE überwunden!
Wie schön sind wir zwei uns – fremd.
Ich küsse dich – über Hunderte
Wersten von dir getrennt.
Ungleich sind, ich weiß, unsere Gaben,
Meine Stimme zum erstenmal – still.
Ist dir, du mein junger Derschawin,
Mein Vers nicht zu ruppig, zu schrill?
Für den schrecklichen Flug gesegnet:
Junger Adler, zum Himmel gekehrt!
Die Sonne ertrugst du, ohne Regung –
Mein Blick ist dir plötzlich zu schwer?
So zärtlich und unwiderrufen
Hat dir noch keiner nachgeblickt ...
Nimm diesen Kuß – über Hunderte
Trennender Jahre geschickt.
Moskau, 12. Februar 1916