Alba
Ralph Dutli
Alba
Gedichte
Wallstein Verlag, Göttingen 2024
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Programmvorschau des Wallstein Verlages Frühjahr 2024
Der Band „Alba“ (2024) vereint in zehn Zyklen Gedichte aus anderthalb Jahrzehnten. Vom unvergänglichen Stoff in Salz-Gedichten („Salz ist das Kleingeld der Ewigkeit“) bis zu fragilen, emblematischen Tierwesen, von Leuchtkäfern im japanischen Hotaru-Fest und Tintenfischen – die auch Dichter sind! – bis zu einer „Bienen-Partitur“ wird dem Stetigen und Flüchtigen nachgespürt.
Die Abteilung „Vom Mundvorrat“ vereint sieben übertragene Gedichte vom 12. bis zum 20. Jahrhundert, aus dem Okzitanischen (Raimbaut de Vaqueiras), Italienischen (Dante Alighieri), Französischen (Eustache Deschamps, Charles d'Orléans, Joachim Du Bellay, Arthur Rimbaud), Englischen (Robert Frost).
Die Abteilung „Catull-Libelle“ experimentiert mit Motiven des lateinischen Dichters Catull, das Langgedicht „Heilige Müllhalden“ variiert Motive des Berliner Malers Jonas Burgert.
Der Zyklus „Hotaru“ sowie „Stille Zeichnungen“ verdanken sich der Zusammenarbeit mit einem anderen Malerfreund, Bruno Ritter.
Der Zyklus „Alba“ versetzt das mittelalterliche Tagelied (im Provenzalischen: „Alba“) in die zeitgenössische Moderne. Ausgehend vom Prinzip der Lautlichkeit (dazu der Essay „Laute lenken, Laute denken“ im Buch Nichts als Wunder. Essays über Poesie, 2007) bekennt sich diese Sammlung zu einer „rätselhaften Magie“, die sich auf die Ursprünge der Poesie in den Beschwörungen und Zaubersprüchen beruft.
Pressestimmen
„In Dutlis Miniaturen schlägt es schnell, oft im Drive der Euphorie. Seien es mehrteilige Texte über Bienen oder Heiligenstatuen auf den Neckarbrücken – hier dichtet stets jemand mit größter Passion. Dass sie, gleich einem Funken, auf uns überspringt, hängt auch mit den charakteristischen Bewegungen des Gleitens und Assoziierens in seinen Versen zusammen.“
Björn Hayer, Frankfurter Rundschau, 2. März 2024
„Sinnenfroh und sinnend sind diese Gedichte, die durch die Zeiten wandern und besondere Freude daran finden, das Innere nach außen zu kehren, das Chaos und das Auseinanderbrechen zu feiern: >universales Durcheinander / zeigt mir die wahre Rumpelkammer / sternekitzelndes Weltall // ich liebe das Muster in allem // nur Hybrides lässt mich ganz zurück / Gesprenkeltes ist makellos / Geflecktes ist mein wahres Fell / Geschecktes macht mich wirklich hell<, heißt es im Gedicht Hybrid, das mit dem Vers schließt: >richtig innen ist nur die Hülle<.“
Beate Tröger, der Freitag, Nr. 11, 14. März 2024
„Wodurch Dutli seine Leser jedoch generell führt und womit er sie verführt gleicht einem neugierigen Umherstreifen kreuz und quer durch ein Begeisterungshaus. In dem trifft man, was ihn und uns an ihm schon immer faszinierte. Die Hingabe an Laut und Ohr, Poesie als Klang, der Buchstabe wird zum Singen gebracht. Eine originelle und kraftvolle Hommage an die Poesie wurde 'Alba', in deren Buchseiten man sich wirklich hineinlegen sollte.“
Franz Schneider, Rhein-Neckar-Zeitung, 4. Mai 2024
„So erhellt dieser Band – quasi im Weiß des Morgenlichtes – die Verse des südfranzösischen Trobadors Raimbaut de Vaqueiras, jene von Eustache Deschamps (der auch bekannt geworden ist durch seine erste in französischer Sprache verfassten Poetik) oder auch von Charles d’Orléans, einem frühen Vorläufer des heute so beliebten 'nature writings'. Gottfrieds 'Tristan' und Catulls Kussgedichte passen in diese 'Poesieschatulle' des gelehrten Versvermittlers. Ein frühes Alterswerk, eine Art 'Summa' jahrzehntelanger Poesie-Beschäftigung.“
Jan Drees, Deutschlandfunk, „Büchermarkt“ – Das Lyrikgespräch im Mai, 28. Mai 2024
„Es ist eine Apologie des Musters und zugleich auch die Apologie des Aleatorischen. Das Weltallumspannende und die zufällig geordnete Seite zeigen Ralph Dutlis Poetik. Es ist ein Schreiben von den Vätern her, zu den Vätern hin. Beeindruckend, welche verdeckten Traditionslinien hier aufgespalten werden, Blicke in andere Traditionen. Das Mitschwingen und Nachklingen ist auch ein eigenes Schwingen und Klingen und Singen. Es sind Gedichte, die sich zum Lautlesen eignen.“
Beate Tröger, Deutschlandfunk, „Büchermarkt“ – Das Lyrikgespräch im Mai, 28. Mai 2024
„Ralph Dutli hat mit dem Salz im Grunde die Metapher gefunden für die Entwicklung der Literatur ... Poeten sind Salzsieder ... Er ist ein poetischer Einzelgänger ... Was alle Zyklen zusammenhält, ist ein Eros des Schreibens, ein Verliebtsein in die Sprache. Es ist ein Gedichtband über die Liebe zur Sprache selbst.“
Alexandru Bulucz, Deutschlandfunk, „Büchermarkt“ – Das Lyrikgespräch im Mai, 28. Mai 2024
„Der Sprachmusiker und Sprachspieler Ralph Dutli schlägt den Bogen von Catull zum Rap. Die Gedichte dieses Sprachmusikers entfalten ihre volle Wirkung, wenn sie rezitiert werden. Der beste Leser ist wohl der Dichter selbst, der die sinnlichen Qualitäten der Sprache in enthusiastischen Darbietungen auskostet, die vom Rufen übers Lallen ins Flüstern geraten. Überzeugt, dass der Ursprung der Poesie im Zauberspruch liege, reaktiviert Dutli die beschwörende Kraft und die betörende Wirkung des Worts. Er ist ein Sprachspieler, er spielt, um zu entdecken und um Klänge und Bilder fruchtbar zu machen. Nicht nur von seiner eigenen Sprache, auch von der lateinischen, italienischen, französischen und englischen Poesie lässt sich Dutli zu poetischen Versuchen im Grenzbereich zwischen Übersetzung, Nachdichtung und Fortschrift anregen. Neben Catull, Dante und Rimbaud bieten ihm überdies auch Rap und Spoken-Word-Poetry willkommene Inspiration, und mit einem Gedicht wie «Jetzt als vorläufiger Tinten-Rap» würde er an jedem Poetry-Slam eine gute Figur machen.“
Florian Bissig, NZZ am Sonntag, „Bücher am Sonntag“, 30. Juni 2024
„Ralph Dutli in poetischer Bestform. So wie auch auf je eigene Weise in seiner ‚Bienen-Partitur‘ oder in den Zyklen ‚Hörsturz‘ und ‚Vom Mundvorrat‘. Selbstverständlich schlagen diese Arbeiten die verschiedensten Töne an und umspannen einen weiten thematischen Horizont. (...) Mit renommierten Preisen wurde er wohlbedacht. Seine luzide Essayistik wird nur noch von seiner Übersetzungskunst überstrahlt: Marina Zwetajewa, Joseph Brodsky und Ossip Mandelstam kennen und genießen wir im Deutschen aus Dutlis Hand. (...)
Dutli in Bestform garantiert poetische Erkenntnis im Herzen des kulturellen Arkanums.“
Christian Metz, Frankfurter Allgemeine Zeitung, 8. August 2024
„In Sachen Spielfreude, Forschungsdrang und Performance auf der Bühne braucht Dutli sich vor den Jungen nicht zu verstecken. Er ist ein Sprachmusiker, der sich zunächst in unbefangener Experimentierlust von den Reimen, Assonanzen und Repetitionen treiben zu lassen scheint. Doch Dutlis hintersinnige Gedichtzyklen fußen auf Recherche und Reflexion.“
(fb), Kulturtipp (Zürich), 13/2024